Selbstzweifel

Heute geht es mir nicht gut.

 

Das Abnehmen läuft ganz gut. Ich bin bei -16,8 kg und der nächste Meilenstein ist bei -18,5 kg. Dann ist tatsächlich schon Halbzeit.

 

 

 

Trotzdem kann ich im Moment nicht so stolz auf mich sein, wie ich es sollte.

 

Ich freue mich natürlich über den Erfolg. Ich traue mich zum Beispiel Kleider zu tragen, oder alte Shirts die mir zu eng erschienen.

 

Ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich nicht die größte Größe von einem Kleidungsstück nehmen muss (ja ich weiß: man sollte sich nicht an Kleidergrößen aufhängen; „fällt unterschiedlich aus“ etc.)

 

 

 

Aber das sind alles nur Äußerlichkeiten. Ich weigere mich jetzt oberflächlich zu werden, nur weil ich mich dem berühmten „Schönheitsideal“ annähere.

 

Es ist ein tolles Kompliment, wenn mir jemand sagt, dass das neue Outfit gut aussieht oder dass ich gut aussehe – aber das geht es auch nur um das Aussehen.

 

 

 

Mein Problem im Moment ist das Anfühlen.

 

Die Haut an meinem Bauch spannt sich nicht mehr über den Speck. Das ist sehr gut so. Das sieht sogar gut aus. Angezogen.

 

Ausgezogen sieht es schlabberig aus. Und vor allem fühlt es sich auch so an. Die Schwangerschaftstreifen, die längst über meinen Bauch gehen, waren früher gespannt und daher relativ flach. Jetzt werden sie schrumpelig. Wenn ich mir quer über den Bauch streiche, bemerke ich jeden einzelnen Streifen.

 

 

 

Streifen ist ein zu harmloses Wort.

 

Es sind Narben. Risse. Stellen, an denen meine Haut kaputt ist. Und Schuld bin ich. Sonst niemand.

 

Und bei allem Stolz auf meinen Abnehmerfolg und trotz aller Komplimente, macht es mich manchmal echt fertig, mir vor Augen zu führen, was ich meinem Körper da angetan habe.

 

Und das eigentlich ohne Grund.

 

 

 

Jetzt, wo ich weiß, dass mir die „Einschränkungen“, die ich mir auferlegt habe, gar nicht schwer fallen, erkenne ich keinen Mehrwert mehr in meinem alten Verhalten.

 

Ich habe aus Langeweile gegessen und weil ich mich selbst vernachlässigt habe.

 

 

 

Das traurige ist: ich habe überhaupt kein Problem mit Narben an meinem Körper. Mein rechtes Knie alleine hat 5. Ich habe es mal beim Inlineskaten als Bremse benutzt – in Schotter. Keine gute Idee. Ich habe mir mal ein Band gerissen, weil ich versucht habe einen Sturz abzufangen. Ich hatte eine allergische Reaktion auf die Salbe, die ich bekommen habe. Wusste ich leider vorher nicht.

 

Aber das sind alles Unfälle. Damit kann ich leben, gut sogar.

 

Kämen die Dehnungsstreifen von einer Schwangerschaft, hätte ich vermutlich auch kein Problem damit. Auch wenn mein Bauch genauso aussähe wie jetzt. Der Hintergrund ist nun mal ein anderer.

 

 

 

Ich bin kein nachtragender Mensch, aber mir selbst zu verzeihen, dass ich mich so zugerichtet habe, fällt mir schwer – auch wenn ich gleichzeitig stolz, dass ich die Kurve gekriegt habe und Abspecke.

 

 

 

Verwirrte Grüße

Verena

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